Credit Suisse Retail Outlook: Stagnation im Detailhandel

Für das neue Jahr rechnet die Credit Suisse (CS) damit, dass die Umsätze im Schweizer Detailhandel stagnieren. Das komme nach den schwachen Vorjahren einer Stabilisierung gleich, heisst es im Retail Outlook 2017 von CS und Fuhrer & Hotz.

2017 werden sich die Umsätze im Schweizer Detailhandel stabilisieren (Foto: gpointstudio – depositphotos)

2016 war ein «herausforderndes Jahr» für den Schweizer Detailhandel, so die Credit Suisse. Die reale Nachfrage sank erneut, was zusammen mit leicht tieferen Preisen auch im zweiten Jahr nach der Aufhebung des Euro/CHF-Mindestkurses zu rückläufigen nominalen Branchenumsätzen führte (-1,0% gegenüber 2015). Allerdings habe sich die Abwärtsdynamik in gewissen Segmenten merklich verlangsamt.

Während der Food-Detailhandel wieder ein leichtes nominales Umsatzwachstum verzeichnen konnte, litten die Detailhändler im Non-Food-Segment gemäss der Studie immer noch unter einem zum Teil deutlichen Umsatzrückgang. Das Umsatzminus schwächte sich im Vergleich zu 2015 nur leicht ab. Innerhalb des Non-Food-Detailhandels wiederum gerieten inbesondere die Bekleidungs- und Schuhdetailhändler verstärkt in Schieflage. Deren Umsatzminus nahm gegenüber 2015 nochmals deutlich zu.

Der Einkaufstourismus stabilisierte sich 2016 auf sehr hohem Niveau, vermutet die CS sich aufgrund der Mehrwertsteuereinnahmen an den Schweizer Zollämtern. Während die Auslandeinkäufe vor Ort leicht zurückgegangen sein dürften (-6,2% gegenüber 2015), profitierte der grenzüberschreitende Onlinehandel weiterhin von einer starken Wachstumsdynamik. «Insgesamt dürfte 2016 jeder zehnte Detailhandels-Franken im Ausland ausgegeben worden sein», heisst es im Retail Outlook 2017.

Wachstumsimpulse fehlen

Für 2017 erwartet CS eine Stagnation der nominalen Umsätze im gesamten Detailhandel. Dies komme nach den schwachen Vorjahren einer Stabilisierung gleich. Für eine dynamischere Erholung fehlen dagegen deutliche Wachstumsimpulse aus der Gesamtwirtschaft. Die Konsumentenstimmung werde sich aufgrund der stagnierenden Arbeitslosenquote 2017 höchstens zögerlich verbessern, prognostizieren die Studienautoren.

Da 2017 die Inflation in die Schweiz zurückkehren dürfte, wird die Konsumkaufkraft trotz geringfügigen Nominallohnerhöhungen kaum zunehmen. Sofern der Franken gegenüber dem Euro nicht nochmals deutlich aufwertet, dürften die stationären Auslandeinkäufe der Schweizer Bevölkerung 2017 zudem zwar nicht weiter zu-, aber höchstens leicht abnehmen. Somit wird die reale Nachfrage in erster Linie dank des Bevölkerungswachstums leicht zulegen.

CS geht davon aus, dass die Detailhandelspreise auch 2017 wie in den vergangenen Jahren weiterhin sinken werden. Im Hinblick auf die verhaltenen Branchenaussichten fallen auch die Verkaufsflächen-Expansionspläne für 2017 so defensiv aus wie seit 2009 nicht mehr. Dabei seien die Pläne der Food-Detaillisten offensiver als diejenigen der Non-Food-Detailhändler.

Versorgungsdichte in Zentren und Agglomerationen am höchsten

Ein besonderes Augenmerk richtet die diesjährige Studie auf die regionale Versorgungsdichte im stationären Detailhandel. Diese ist in den Schweizer Zentren und Agglomerationen überdurchschnittlich hoch. Dagegen weisen die ländlichen Gebiete – abgesehen von den touristischen Gemeinden – eine unterdurchschnittliche Versorgungsdichte auf. In vielen Regionen nahm das Verhältnis von Angebot (gemessen in Vollzeitstellen) und Nachfrage im stationären Detailhandel zwischen 2011 und 2013 ab.

Die Beschäftigung im Detailhandel nahm in den meisten grossen Innenstädten – mit wenigen Ausnahmen wie etwa Luzern – ab, während in den Aussenquartieren teilweise ein Stellenaufbau zu beobachten war. Für den Rückgang der Beschäftigung in den Innenstädten war u.a. die Entwicklung der Mieten für Verkaufsflächen an Toplagen verantwortlich.

Die regionale Betrachtung der Versorgungsdichte zeigt auch die Folgen des bereits 2011 stark angestiegenen Einkaufstourismus auf. Detaillisten in Grenzgemeinden von Deutschland und Frankreich verzeichneten 2013 im Vergleich zu 2011 5,4 und 3,4 Prozent weniger Vollzeitstellen – die Stadt Basel sogar 6,6 Prozent weniger. Schweizweit betrug der Rückgang 2,1 Prozent. Der Anstieg des Einkaufstourismus im Nachgang zur Frankenaufwertung 2010/2011 traf die Detailhändler im Raum Basel demnach überproportional stark.

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