Intrusion: Intelligente Einbruchmeldeanlagen

Der Bereich von Einbruchmeldeanlagen hat sich auf den ersten Blick in den letzten 20 Jahren nicht allzu stark entwickelt. Dennoch gibt es in den unterschiedlichen Feldern beachtenswerte Veränderungen. Aktuell befindet sich nun auch diese Branche mit der IP-Technologie in einem Umbruch – hin zu einer voll integrierten Zukunft.

Intrusion: Intelligente Einbruchmeldeanlagen
Intrusion: Intelligente Einbruchmeldeanlagen

Es mag etwas erstaunlich klingen, aber in der Welt von Intrusion und Einbruchmeldeanlagen (EMA) hat sich in den letzten 20 Jahren in der Gesamtbetrachtung nicht sehr viel getan. Insbesondere wenn man andere Themengebiete wie zum Beispiel die Videoüberwachung betrachtet. Die übergeordnete Zielsetzung ist immer noch dieselbe und hat sich über die Jahre hinweg kein bisschen verändert: Eine EMA muss ein Objekt vor Einbrüchen oder Tätern schützen. Ob die Übertragungstechnik dabei mit Pressluft, Brieftauben oder Elektronik geschieht, spielt in erster Linie nicht sonderlich eine Rolle. Die Veränderungen in den letzten 20 Jahren sind eher stufenlos, dafür kontinuierlich vor sich gegangen, sodass es keine markanten Eckpfeiler gibt, die es zu betonen gilt. Dennoch lassen sich in den unterschiedlichen Bereichen von EMAs einzelne Veränderungen erkennen.

Erhöhte Intelligenz für die Melder

Im Bereich der Melder und der Sensorik hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Heutige Melder besitzen eine noch höhere Intelligenz – unter anderem auch durch den vermehrten Einsatz von Software und intelligenten Algorithmen – und werden dadurch empfindlicher und gleichzeitig fehlalarmsicherer. Dieser Umstand brachte vor allem in Bereich des Perimeterschutzes neue und vielfältige Detektionssysteme wie zum Beispiel Laserscanner hervor, die sich im Aussenbereich etabliert haben.

Auch die Übertragungstechnik innerhalb einer Anlage hat sich verändert. Fast jede Anlage besitzt heute einen Datenbus, der die Komponenten und die einzelnen Melder miteinander verknüpft. Zusätzlich ist die Akzeptanz von Drahtlosanlagen bei Privatpersonen enorm gestiegen – und das bei gleichzeitigem Preiszerfall. Sicherheitsanlagen sind in den letzten 20 Jahren sehr erschwinglich geworden. Hinzu kommt ein einfaches und schlichtes Design, das sich in jede Umgebung integrieren lässt. Insbesondere in der EMA-Technik gibt es viele Melder oder Sensoren, die mit dem Red Dot Design Award, einem weltweit anerkannten Qualitätssiegel, ausgezeichnet worden sind.

Zentralen im Zeitalter von Apps und Touchscreen

Auch Zentralen sind durch den höheren Softwareanteil immer intelligenter – gleichzeitig aber auch komplexer – geworden. Besassen EMAs früher eine Programmierung mit einigen Hundert Parametern, sind es heute selbst bei Kleinanlagen alleine schon um die 5000 Einstellungsmöglichkeiten. Heute loggt man sich an einem Bediengerät mittels Badge und/oder Passwort ein, sodass die Zentrale anhand des Logins dem Benutzer die richtige Benutzeroberfläche präsentiert. Die Vorgehensweise ist eigentlich dieselbe wie beim Aufstarten und Anmelden eines PCs. Die Zentrale weiss somit genau, wer sich eingeloggt hat und welche Rechte der Nutzer besitzt, und aktiviert die Befehle, die der Nutzer ausführen darf. Der höhere Anteil an Software erlaubt somit eine dezidiertere Bedienphilosophie und -struktur und ermöglicht dank Logfiles detaillierte Angaben zu «wer, wann, was und wo».

Links ein Bediengerät aus dem Jahr 1995, rechts ein aktuelles mit Touch-Funktionen.
Links ein Bediengerät aus dem Jahr 1995, rechts ein aktuelles mit Touch-Funktionen.

Ansprüche der Konsumenten

Im Zeitalter von Apps und Touchscreen haben sich auch die Ansprüche der Konsumenten stark verändert. Diese Entwicklung ist nicht spurlos an Bedieneinrichtungen der EMAs vorbeigegangen. Die frühere Infrastruktur einer EMA war lediglich darauf ausgerichtet, einen Alarm dem Polizeiposten oder einem Alarmempfänger zu übermitteln. Heute stellen aber mit der Möglichkeit des Zugriffs über Internet ganz unterschiedliche Gruppen Anspruch an eine EMA-Infrastruktur. Das sind einerseits die üblichen Alarmbearbeiter wie Polizei und Alarmempfangszentralen, aber auch Anlagenerrichter, welche den Support oder die Wartung und Parametrierung der Anlage nach entsprechender Autorisierung über Internet vornehmen können, oder der Endkunde, der Informationen der Anlage via Smartphone und Apps erhalten möchte. Bei grösseren Gebäuden sind dies mehr und mehr übergeordnete Systeme wie Leitsysteme, die mit der Anlage interagieren.

Enorme Fortschritte in der Alarmübertragung

Ein Thema, das sich momentan sehr stark verändert, ist der Bereich der Alarmübertragung. Meldete früher eine EMA über einen einfachen Schaltkontakt lediglich, dass eingebrochen worden ist, können heute gleichzeitig Bild, Ton und der genaue Standort des Melders mitübertragen werden. Natürlich gab es bereits vor 20 Jahren ähnliche Möglichkeiten in der Alarmübertragung. Die amerikanische Security Industry Association (SIA) konnte damals schon z.B. mit dem SIA-Protokoll mehr Informationen als üblich übermitteln. Doch ein erwähnenswerter Fortschritt ist auch hier erst in den letzten Jahren passiert. Der Einzug der IP-Technik in den letzten vier bis fünf Jahren verstärkte die Möglichkeiten in der Alarmübermittlung. Gleichzeitig ist jedoch auch der Wartungs-, und Überwachungsaufwand erheblich angestiegen. Obwohl via Internet zwar mehr Daten transportiert werden können, muss gleichzeitig auch mehr und intensiver überwacht werden, um jederzeit eine zuverlässige Alarmübertragung zu garantieren.

Heute kann man dank IP-Technik Informationen also viel feingliedriger übermitteln. Dank detaillierter und integrierter Protokolle wie beispielsweise SIA-IP oder VDS 2471 können heute viel mehr Informationen transportiert werden: Welcher Melder hat ausgelöst, welcher weitere Melder hat ebenfalls ausgelöst und welche Bedienung wurde von wem gemacht. Dieser Fortschritt erlaubt es, eine Meldung dezidiert zu verifizieren, was erheblich dazu beiträgt, Kosten zu senken, da die Rate von Fehlinterventionen verhindert werden kann. Die zusätzliche Remote-Support-Möglichkeit per Fernzugriff ermöglicht die Unterstützung des Endkonsumenten bei Fragen und Manipulation oder gar durch gezieltes Anlagenmonitoring Fehler bereits in der Entstehung zu erkennen und so zu verhindern.

Mithilfe einer App können heutige Anlagen via Tablet oder Smartphone bedient oder auch Kameras angezeigt werden.
Mithilfe einer App können heutige Anlagen via Tablet oder Smartphone bedient oder auch Kameras angezeigt werden.

Integration und Verschmelzung der Systeme

Auch die Interoperabilität zwischen den einzelnen Systemen ist über die Jahre extrem gestiegen. So können heutige EMAs mit der Videoanlage oder dem Zutrittskontrollsystem kommunizieren. Moderne EMAs sind heutzutage sogar wie kleine Zutrittskontroll- oder Videosysteme, da sie beispielsweise Leser und/oder Kameras zwecks Alarmverifikation integrieren. Dabei hat nicht nur die Interoperabilität zugenommen, sondern auch die Funktionalitäten innerhalb der Systeme selber.

Als Trend lässt sich ganz klar eine technologische Verschmelzung erkennen. Die Technologie gebäudetechnischer oder sicherheitstechnischer Systeme gleicht sich. Sie bestehen auf der Feldebene immer aus einem Controller (Prozessor, Software) und gegebenenfalls einer übergeordneten Plattform, die alles managt. Die Hardware-Unterscheidung, ob es sich nun um einen EMA- oder Zutrittskontrollsystem-Controller handelt, wird kleiner. Diese technische Verschmelzung wird vorangehen, vor allem wenn es gelingt, gemeinsame Standards zu etablieren. Hier spielen wiederum die Kosten eine wichtige Rolle. Diese können gesenkt werden, wenn es zukünftig multifunktionale Controller gibt, die zum Beispiel sowohl als Regler für Gebäudekomfort, Licht, Wärme und Kälte oder als Komponenten für die Sicherheitstechnik Türen oder Einbruchsensoren steuern.

Auch im Bereich der Physik und der Elektronik wird sich in Zukunft sicher noch das eine oder andere Türchen öffnen, das intelligente Neuentwicklungen – auch dank standardisierter Technologien – in Nischenbereichen erlaubt.

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